Stadtgeschichte von Naumburg Saale

1801

Bereits am Abend des 31. Dezember 1800 wurde damit begonnen das Rathaus zu erleuchten. Um Mitternacht erklangen sodann alle Glocken der Wenzels- Othmars-, Moritz- und Domkirche, um das neue Jahrhundert auch in Naumburg zu begrüßen. Vom Rathaus wurde den zahlreich erschienen Bürgern der Stadt durch den Chor der Stadtschule Lieder vorgetragen und im Bürgergarten wurden mehrfach Kanonen abgefeuert.
Im Laufe des Jahres erscheint die erste Ausgabe des "Archiv fürs gemeinsame Leben oder gemeinnützige Anzeigen für das Stift Naumburg".

1802

Der Perückenmacher und Friseure erhielten ein eigenes Zunftrecht.

1803

Veröffentlichung des Dramas "Die Hussiten vor Naumburg" durch August von Kotzebues. Durch das Drama wurde die Geschichte der Sage von den Hussiten, die keinen geschichtlichen Hintergrund hat, überregional bekannt.

1804

Als weiteres wöchentliches Anzeigeblatt erscheint der "Wöchentliche gemeinnützige Anzeiger für Naumburg und die umliegende Gegend".

1805

An der Vogelwiese lassen die Naumburger Schützen das sogenannte Schützenhaus errichten. Im Jahre 1816 geht das Haus in das Eigentum der Stadt Naumburg über.

1806

Aufgrund des unausweichlichen Krieges zwischen Preußen und Frankreich hält sich Friedrich Wilhelm III. ab dem 23. September mitsamt Gemahlin für 12 Tage in Naumburg auf. Während des Aufenthalts des Königs empfing dieser unter anderen General von Möllendorf (23. September), Prinz Eugen Friedrich Heinrich von Württemberg, General Graf von Schmettau, Herzog Karl August von Weimar samt Erbprinz Karl Wilhelm mit dessen Gemahlin Großfürstin Maria Pawlowna (27. September) und Erbprinzessin Auguste von Hessen Kassel sowie Kurfürst Wilhelm I. von Hessen Kassel.
Bereits geraume Zeit vorher wurde immer mehr Waren zur Versorgung des Militärs in der Stadt eingelagert (Marienkirche, Domkirche, Neuhaus (Anbau am Rathaus in der Herrenstraße)). So kamen am 09. September mit 30 Wagen 600 Fässer Mehl aus Magdeburg an. Insgesamt wurden allein aus Preußen über 200.000 Scheffel (in Preußen 1 Scheffel gleich 55,0 Liter; in Sachsen 103,8 Liter) Hafer nach Naumburg verbracht.
In und um Naumburg hielten sich Ende September über 50.000 Soldaten auf, um gegen Frankreich in den Krieg zu ziehen.
Nachdem bereits am 09. und 10. Oktober in der Ferne Kanonendonner vernommen wurde, kam das Geschehen in den folgenden Tagen immer näher. In der Nacht vom 12. auf den 13. Oktober erreichten die Franzosen die Stadt und begangen damit diese zu plündern. Dies geschah teilweise mittels des Einsatzes roher und brutaler Gewalt. Nach über zwei Tagen zog das Heer der Franzosen weiter in Richtung Jena und Auerstädt. Um die Verwundeten des Kampfes zu versorgen, wurde die Wenzelskirche geräumt und mit Stroh ausgelegt. Da diese nach kurzer Zeit nicht mehr ausreichte, um alle Verwundeten aufzunehmen, wurden auch die Dom-, Othmars- und Moritzkirche sowie mehrere Kurien, der Bürgergarten und weitere Häuser in der Stadt hierfür genutzt. Insgesamt zählte man wohl um die 8.000 Verwundete.
In der Nacht des 16. Oktober traf der Sieger der Schlacht bei Jena-Auerstädt Kaiser Napoleon in Naumburg ein. Er übernachtete wie zuvor Preußenkönig Friedrich Wilhelm der III. im Residenzhaus.
Ab Ende Oktober kehrt allmählich wieder die Normalität in die Stadt zurück. So wurde am 29. erstmals wieder ein Markt abgehalten und nach und nach die Kirchen von den Verwundeten geräumt, um diese wieder für die eigentlichen Zwecke nutzen zu können.
Nachdem am 12. Dezember in Warschau zwischen Frankreich und Sachsen der Friedensvertrag geschlossen wurde, zogen in der Folge die Franzosen aus Naumburg ab. Damit endeten auch die Plünderungen und Verwüstungen in der Stadt. Um die Kosten vor allen der Einquartierungen (September bis Ende Dezember 1806-Preußen 4.800, Franzosen 26.700, Durchmarschierte 42.500, Gefangene Preußen 26.200, Gefangene Schweden 1.500: insgesamt 101.700-eine großer Teil der Einquartierten ist allerdings aus verschiedenen Gründen nicht erfaßt)decken zu können mußte der Stadtrat mehrere Darlehen in einer Höhe von 80.000 Taler aufnehmen. Insgesamt mußte die Stadt mit den Vorstädten und der Herrenfreiheit zwischen dem 12. Oktober 1806 und dem 31. Januar 1807 297.955 Reichstaler, 1 Groschen und 9 Pfennige für den Krieg und dessen Begleitumstände aufwenden.

1807

Immer noch leidet die Stadt unter den Auswirkungen des Krieges zwischen Preußen und Frankreich. So bedarf es wegen der Einquartierung von Soldaten und Verwundeten immer noch erheblicher Geldmittel. Ab Juli wurden diese Einquartierungen jedoch angemessen vergütet. Am 23. Juli macht Napoleon auf seiner Rückreise nach Paris kurz Stadion in Naumburg und wird hier in allen Ehren empfangen. Dazu läuteten alle Glocken der Stadt und auf dem Markt von eine Parade des hiesigen Militärbataillons statt.
Nachdem sich die Bürgerstadt und die Domfreiheit darüber geeinigt hatten wer in Zukunft die Gelehrtenschule betreiben soll, wurde am 23. September am Domplatz die erweiterte und umfassend verschönerte Domschule feierlich eröffnet. Die ehemalige Gelehrtenschule der Bürgerstadt wurde sodann ebenfalls umfassend instand gesetzt und in eine Bürgerschule (für Jungen) umgewandelt und gut ein Jahr später am 07. November 1808 mit einer Feier eingeweiht. Erster Direktor wurde Herr Christian Weiß.

1808

Auch im zweiten Jahr nach dem Ende des Krieges zwischen Preußen und Frankreich sind die Auswirkungen in der Stadt noch zu spüren. So erfolgen über das gesamte Jahr weiterhin zahlreiche Einquartierungen.
Auf dem Weg zum Kongreß von Erfurt, den Napoleon einberufen hatte, passierten am 25. September der russische Kaiser Alexander I. und einen Tag später der König von Sachsen Friedrich August die Stadt, wobei letzterer in der Stadt herzlich empfangen wurde und ihm für das schnelle Ende des Krieges gedankt wurde. Beide Monarchen hielten sich auch auf dem Rückweg kurz in der Stadt auf (August am 15. Oktober, Alexander I. am 16).

1810

Die während der Zeit des Krieges zwischen Frankreich und Preußen verunreinigte und verunstaltete Kirche St. Wenzel (unter anderen wurden die Kirchenstühle entfernt) wurde nach einer umfassenden Umgestaltung und Restaurierung am 14. Oktober feierlich geweiht.
Am 30. Oktober traf in der Stadt ein königlicher Befehl ein, der alle englischen Waren mit einen hohen Zoll belegte. Um die neu auferlegten Zölle durchsetzen zu können wurden alle Geschäfte für einige Tage ausgesetzt, damit deren Bestand erfaßt werden konnte.
Am 23. Dezember wird in der Wenzelsstraße 39 der Vater der deutschen Ägyptologie Carl Richard Lepsius geboren. Lepsius leitete in den Jahren 1842 bis 1846 die vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. entsandte Afrikaexpetion, welche heute den Grundstock des Ägyptischen Museums in Berlin bildet. Neben der Leitung des Museums trug Lepsius entscheident zur Entzifferung der Hieroglyphen bei. Er starb am 10. Juli 1884 in Berlin, wo Lepsius auch bestattet wurde.

1812

Zu Beginn des Jahres erarbeite die Stadt auf Anordnung von höherer Stelle eine Neuorganisation des Armenwesens in der Stadt. Hauptzweck war es die Bettelei ganz abzuschaffen. Dazu wurden für die Ärmsten eine durchgreifende Unterstützung eingerichtet und die Arbeitsscheuen zur Arbeit aufgefordert. Die Finanzierung erfolgte über Allmosenbeiträge die von den Bürgern der Stadt eingefordert worden. Um die Aktionen in geordneten Bahnen zu lenken, wurden in den verschiedenen Stadtgebieten ein oder mehrere Armenpfleger eingesetzt die diese Arbeit aus reinen Patriotismus übernahmen.
Gründung des "Naumburger Wochenblatt" durch Heinrich Klaffenbach. Das Blatt erschien zunächst wöchentlich und enthielt neben gemeinnützigen, lehrreichen, geschichtlichen und moralischen Aufsätzen auch Stadtverordnungen, Angaben über Geburten und Sterbefälle sowie Marktpreise verschiedener Nahrungsmittel und Waren.

1813

Aufgrund der verschiedenen durchziehenden Heere und den damit einhergehenden Plünderungen und sonstigen Gewalttaten verschlechterte sich die Situation der Bürger der Stadt immer mehr, zumal sie immer noch Not wegen des erst vor 6 Jahren beendeten Krieges litt. Vielen wurde meist ihr ganzes Hab und Gut gestohlen, aber vor allen hatten es die Soldaten auf das Fleisch der Haus- und Hoftiere abgesehen. Ferner wurden große Teile der Anbaufelder für das Getreide und Gemüse durch die umherziehenden Heere verwüstet und damit unbrauchbar, so daß keine Ernte eingefahren wurde.
Nachdem er bereits 1806 in Naumburg aufgehalten hatte durchquert Napoleon mit seinem Heer am 29. April die Stadt, wobei er dabei die Möglichkeiten der Stadt in Bezug auf die Versorgung seines Heeres inspizierte. Er übernachtet dabei in der Jakobsstraße im Hotel "Goldener Harnisch" (heute sind in dem Haus eine Apotheke und mehrere Arztpraxen untergebracht).
Aufgrund der Schlacht bei Lützen trafen ab Anfang Mai wieder Tausende Verwundete in der Stadt ein die hier versorgt wurden. Hierzu richtete man wieder Lazarette in verschiedenen geistlichen und bürgerlichen Häusern ein, wobei die erst im Jahre 1810 wiedereröffnete Wenzelskirche diesmal verschont wurde. Insgesamt wurden in der Stadt an die 30.000 Verletzte versorgt. In der Folge kam es hierdurch zu zahlreichen Krankheiten in der Stadt die unter anderen durch verstärkte Sauberkeit und Räucherungen der Straßen an ihrer Ausbreitung gehindert wurden. Dennoch starben rund 400-500 Menschen an solchen Krankheiten in der Stadt (insgesamt 604-mehr als doppelt soviele wie im Vorjahr (1812=269 ))
Nach der Niederlage bei der Völkerschlacht bei Leipzig wurde die Stadt aufgrund einer Fehlinformation von Napoleon-er dachte bei (Bad) Kösen würden seine Feinde auf ihn und sein Herr warten-vom Rückzug seines Herres verschont, so daß es mithin nicht zu einer (Teil-)Zerstörung durch die abrückenden Franzosen kam. Einzig die heutigen Ortsteile Großjena und Großwillsdorf erlitten erhebliche Verwüstungen, da die Franzosen bei ihren Rückzug aufgrund von Hunger und Not alles Hab und Gut plünderten und zahlreiche Häuser in Brand steckten (21. bis 23. Oktober). Nachdem ab 21. Oktober die alliierten Armeen durch Naumburg zogen (etwa 250.000 Soldaten), änderte sich die Situation jedoch. Da die Lager leer waren und die Versorgungen der Truppen mangelhaft war, begannen diese ebenfalls die Stadt und deren Umgebung auszuplündern. Dabei wurden auch die umliegenden Felder erheblich zerstört, so daß die bisher nicht eingebrachte Ernte vernichtet wurde.
Nach einem Aufruf versammelten sich am 07. Dezember 275 Bürger aus Naumburg und der Umgebung, um in der Wenzelskirche für den Dienst in der Landwehr feierlich vereidigt zu werden. Vorausgegangen war ein öffentlicher Aufruf der daneben einiges an Geld und Naturalien erbrachte, um damit die Personen versorgen zu können.

1814

Das Jahr war geprägt von der Beseitigung der durch den Krieg angerichteten Schäden und der besseren Versorgung der Armen und Waisen in der Stadt sowie der Bekämpfung der grassierenden Krankheiten. Zu diesen Zweck wurde bereits Anfang des Jahres ein Hilfwerk (Central-Hülfs-Ausschuß) eingerichtet, welches sich zunächst um die Bekämpfung des Nervenfiebers (Typhus) kümmerte indem sie mit aufgebrachten Geldern allen Erkrankten medizinische Versorgung ermöglichte.
Um im Frühjahr alle Felder bestellen zu können wurden ab April an diejenigen die durch den Krieg, die Plünderungen oder aufgrund des Eigenverbrauchs oder der Versorgung der durchziehenden Heere keine Saaten mehr besahsen dieses verteilt. Insgesamt geschah dies mit 786 Scheffel Hafer und 2068 Scheffel Hafer, 1225 Scheffel Weizen, so daß davon alle Felder bestellt werden konnten.
Größte Aufgabe des Hilfswerkes war die Versorgung der Waisen in der Stadt. Nachdem man sich für die private Unterbringung bei Bürgern der Stadt entschieden hatte (bei Waisenhäusern hielt man die (Betriebs-)Kosten für zu hoch), begann man damit Regeln für die Unterstützung festzulegen. Die Unterstützung der Waisen betrug zwischen 3 und 20 Reichstaler und wurde längstens bis zum 14 Lebensjahr gezahlt.
Im Laufe des Jahres erhielt die Stadt auch aus England finanzielle Unterstützung (unter anderen vom Westmünsterverein)bei der Beseitigung der Kriegsfolgen. Insgesamt erhielt Naumburg einmal 700 und im August nochmals 400 Pfund Sterling (1 PS = ca. 6 Reichstaler) sowie für die Versorgung der Waisen in der gesamten Provinz 400 Pfund Sterling.
Am 18. Oktober wurde in der Stadt und im ganzen Land zunächst der Opfer des Krieges und der Völkerschlacht bei Leipzig (im vorigen Jahr) gedacht, ehe am folgenden Tag aus Anlass des Sieges über Napoleon in ebendieser Schlacht überall ohne Ansehung des Standes gefeiert wurde. Neben Glockengeläut und Gottesdiensten sowie Kanonenfeuer wurden auch Sammlungen für die Ärmsten und Waisen abgehalten.

1815

In Folge des Wiener Kongresses geht die Stadt Naumburg von Sachsen an das Land Preußen über. Dies gilt auch für die Postverwaltung.

1816

Durch die Auflösung der Stiftsregierung Zeitz wird Naumburg Stadtkreis des preußischen Regierungsbezirkes Merseburg.
Durch eine Kabinettsorder vom 21. Februar erfolgt in der Stadt die Errichtung eines Oberlandesgerichts. Erster Präsident wird Freiherr von Gärtner. Die erste Sitzung des OLG fand am 29. März 1816 statt. Nachdem zunächst das Residenzhaus am Markt (heute Amtsgericht) als Gerichtsgebäude diente, begannen im Jahre 1918 die Arbeiten an dem neuen Oberlandesgericht auf dem Domberg. Dieses wurde im September 1921 fertiggestellt so dass fortan in diesen Räumen das Oberlandesgericht tagen konnte.
Neben dem Oberlandesgericht wird ferner das Land- und Stadtgericht in der Stadt eingerichtet.

1817

Einführung der preußischen Städteordnung in der Stadt. Die städtische Gerichtsbarkeit wurde nunmehr von königlichen Beamten ausgeübt un die Tätigkeit des Rates war von nun an auf die Kommunal- und Polizeiverwaltung beschränkt.
Während des Kirschfestes wurde das erste Referendarzelt auf der Vogelwiese aufgebaut.

1820

Aufhebung des persönlichen Feuerwachdienstes welcher bis dahin durch die Naumburger Bürger gewährleistet werden mu&sste. Dies wurde durch die Anstellung von vier ständigen Feuerwächtern durch die Stadt möglich.
In der Nähe des Domes wird die alte Domprobstei zum Oberlandesgericht (OLG) umgebaut. Im Jahre 1913 wurde der Bau abgerissen und durch den heutigen Gebäudekomplex ersetzt.

1821

Das Jakobstor und das Herrentor samt Brücke werden abgerissen. Des weiteren wird der Graben am Herrentor verfüllt.
Carl Peter Lepsius bringt erstmals das "Naumburger Kreisblatt" heraus.

1823

Zum 01. Januar gründeten der Oberbürgermeister Franz Rasch und der Kämmerer Johann Samuel Thränhart die Naumburger Sparkasse. Die erste Geschäftsstelle der Sparkasse wurde im Naumburger Rathaus eingerichtet. Erst zum 01. Oktober 1914 wurde das heutige Gebäude am Naumburger Topfmarkt durch die Sparkasse bezogen. Das Gebäude am Topfmarkt diente zuvor als Knabenschule, Ratswaage und Pfarramt.
Die über die gesamte Stadt verteilten Einrichtungen der Naumburger Poststation werden in der Jakobsstraße (heute Ärztehaus) zusammengelegt.

1824

Im Ortsteil Henne wird die erste Sektkellerei Deutschlands gegründet.

1825

Beginn der Überdeckung des Bächens Mausa, wegen de schlechten Geruches der selbigen. Ihr Weg führt vom Buchholz über das Salztor hinunter zur heutigen Freyburger Straße und weiter in Richtung Freyburg.

1832

Zur 400-Jahr-Feier der Sage über den Sieg über die Hussiten verfasst der Referendar Karl Seyferth das "Kirschfestlied".
Am Salztor wird das Präsidentenhaus fertiggestellt und dient fortan dem Präsidenten des Oberlandesgerichts als Wohnunterkunft.

1833

Abbruch eines Teils der Stadtmauer (Kramerplatz bis Wenzelstor). Der vorhandene Graben wird verfüllt und begrünt sowie ein neuer Weg angelegt.
Ferner erfolgt der Abriss des Salztores, eines der Naumburger Stadttore (andere Angabe 1824).

1834

Baubeginn für die heutigen Salztorhäuser.

1835

Errichtung eines staatlichen Gefängnisses an der Thainburg und Gründung der Naumburger Weinbaugesellschaft.

1836

Das im Jahr 1510 errichtete Wenzelstor wird mit ministerieller Genehmigung abgerissen.
Im Ortsteil Grochlitz gründet sich der Bruderbund, der heutige Männerchor Grochlitz.

1837

Während des diesjährigen Kirschfestes hält sich das damalige Kronprinzenpaar, der spätere König Friedrich Wilhelm IV und seine Gemahlin in Naumburg auf (01. August).

1838

Am 01. Oktober eröffnete die Kramerinnung in Naumburg eine Handelsschule in der vor allem die Buchführung, das kaufmännische Rechnen sowie die neueren Fremdsprachen gelehrt werden. Aufgrund geringer Schülerzahlen und hoher Unterhaltungskosten wurde der Schulbetrieb im Jahre 1846 eingestellt. Auch der zweiter Versuch der Errichtung einer Schule scheiterte an den hohen Kosten sowie der geringen Sch&uul;lerzahl (1876 bis 1879). Erst der dritte Anlauf im Jahre 1897 brachte den gewünschten Erfolg und die Etablierung der Handelsschule.

1840

Durch den Naumburger Schützenverein wird an der Vogelwiese eine Schießloge errichtet. Die Schießloge wird bis in das Jahr 1899 durch die Schützen benutzt.

1843

In der Salzstraße beim Seilermeister Knoblauch steht die erste Dampfmaschine der Stadt.

1845

Gründung des Verschönerungsvereins Naumburg.

1846

Die Jahrhunderte alte Tradition des Nachtwächters geht in diesem Jahr zu Ende.
Des weiteren erhält die Stadt Anschluß an das Thüringische Eisenbahnnetz. In der Folge daraus wird mit dem Bau des Hauptbahnhofes in Naumburg begonnen.

1848

Am 29. März erschien das Naumburger Kreisblatt erstmals ohne Zensur. Hierzu wurde das Titelblatt schwarz-rot-gold umrandet.
Das Oberlandesgericht wird mit Wirkung zum 31. März aufgelöst. An seiner Stelle nimmt ab Anfang April das Apellationsgericht seinen Dienst auf.
Wegen der politischen Unzufriedenheit und der immer weiter um sich greifenden Armut kommt es im September während des Schützenfestes zu Auseinandersetzungen zwischen Demokraten und Monarchisten. Die Schützen hatten anstatt der schwar-rot-goldenen Fahnen die schwarz-weißen Fahnen Preußens aufgehangen. Die preußischen Fahnen wurden zweimal heruntergerissen und zerstört. Im Laufe des 13. September trafen zwei Kompanien Infanterie in Naumburg ein und besetzten den Markt und das Rathaus, wobei die Bürgerwehr entwaffnet wurde. Am folgenden Tage versuchten die Bürger das Rathaus zu stürmen, worauf das Militär gegen die Angreifer vorging. Aufgrund der Unruhen wurde am 15. September der Belagerungszustand ausgerufen. In der Folgezeit beruhigte sich die Lage trotz der Forderung nach einem Beschluss zur Steuerverweigerung durch Stadtverordneten in einer Bürgerversammlung, welcher in der Stadtverordnetensitzung keine Mehrheit fand. Am 11. Dezember ging ein Dankschreiben an den König in dem man sich "für die gegebene freisinne Verfassung" bedankte, welches von 726 Unterschriften begleitet wurde. Die Einquartierungen der Armee dauerten jedoch bis zum Frühjahr 1949 an und forderten große;e, nicht nur finanzielle Opfer von der Bevölkerung. Im Rahmen des Aufstandes wurden insgesamt 43 Naumburger zu Zuchthausstrafen verurteilt.

1849

Am 03. Januar erschien die erste Ausgabe des "Kreisblatt für Stadt und Kreis Naumburg", heute Naumburger Tageblatt. Zunächst wurde das Blatt zweimal wöchentlich, am Mittwoch und Sonnabend, herausgegeben, wobei der Preis im Bezug acht Silbergroschen (drei Monate) oder einen Taler pro Jahr kostete. Jede Ausgabe bestand zunächst aus jeweils vier bedruckten Seiten in einer Größe von 20 x 25 Zentimetern.

1850

Am 30. Oktober wurde durch amtliche Bekanntmachung des Ministers für Handel und Gewerbe im preußischen Staatsanzeiger die Einführung der Briefmarke bekanntgegeben. In Naumburg selber erfolgte die Frankierung der Post mit Briefmarken ab dem 15. November. Als Briefmarken wurden dabei verausgabt ein 1/2 Silbergroschen auf weißen Papier mit orangefarbigen Druck, 1 Silbergroschen auf rosa Papier, 2 Silbergroschen auf blauen Papier und 3 Silbergroschen auf gelben Papier jeweils mit schwarzem Druck. Abgebildet war jeweils das Bild des Königs, wobei die Marken mit einem Lorbeerkranz als Wasserzeichen versehen waren. Die Marken wurden mittels "Vernichtungsstempel" entwertet, wobei der Naumburger die Nummer 996 trug. In diesem Zusammenhang wurden in der Stadt auch Briefkästen aufgestellt (Rathaus/Ecke Herrenstraße, Ecke Salzstraße/Lindenring, am Steinweg, am Bahnhof).

1853

Kaiser Wilhelm der IV. ist mit seinen Brüdern zu Gast in der Stadt. Bei diesem Besuch gestattet er dem damaligen Oberbürgermeister Rasch ab sofort eine goldene Amtskette zu tragen.

1854

Nach Plänen des Architekten Hoßfeld wird unter Leitung des Baumeisters Elschner das Georgentor erbaut.
Ferner erfolgt die weitere Überwölbung des Mausa in der Nähe des Moritztores.

1856

Der Naumburger Kunstverein erwirbt das Gemälde "Thomas Müntzers letzter Gang" des Weimarers Malers Friedrich Martersteig. Das Bild entstand in den Jahren 1849 bis 1851. Seit dem Jahre 1860 hängt das Bild im Naumburger Rathaus (Leihgabe 1970 bis 1981 Kunstsammlung Weimar).
&UUml;bergabe des Baugrundstückes am Salztor an die Justiz (24. März). An dem Standort des heutigen Gefängnisses wird in den nächsten drei Jahren das neue Schwurgerichtsgebäude errichtet.

1857

Ab dem Frührjahr beginnt in der Weißenfelser Straße (damals Wethauer Straße) die Errichtung der Naumburger Gasanstalt sowie die Aufstellung eines Dampfkessels durch den englischen Ingenieur Stephenson. Über die Jahre erfolgten zahlreiche Um- und Ausbarbeiten. Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts erfolgte die Umstellung der Gasversorgung auf Erdgas. Da die Anlagen in der Weißenfelser Straße nicht mehr benötigt wurden, erfolgte deren Abriss im Jahre 2002.

1858

Eröffnung einer Gasanstalt in der Wethauer Straße (Weißenfelser) im Oktober des Jahres. Im Zuge der Erichtung wird die Straßenbeleutung von Öl auf Gas umgeellt.
Richtfestfeier für das rund 65.000 Taler teure Schwurgerichtsgebäude (heute Teil des Gefängnisses) am Salztor.

1859

Am 01. Mai wird im Postgebäude in der Jakobsstraße eine Telegraphenstation eröffnet. Zehn Jahre später (1869) erfolgte die Verlegung in das Gebäude Lindenring 47b und im Jahre 1876 wieder zurück ins Postamt in der Jakobsstraße.

1860

Fertigstellung des an das Schwurgericht angrenzenden Gefängnisses am Salztor, mit der Folge, daß das alte an der Thainburg verkauft werden konnte.

1866

Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Naumburg als Freiwillige Turnerfeuerwehr Naumburg.

1868

Die Stadt Naumburg richtet zum ersten Mal den Naumburger Taubenmarkt aus.

1871

Richtfest für die Jägerkaserne am Jägerplatz (heute Musikschule und Kindergarten).

1872

Gründung des Naumburger Stenographenvereins.

1873

Das Kriegsdenkmal mit der Germania wird auf dem Salzberg errichtet. 1938 erfolgt seine Umquartierung an seinen heutigen Standplatz.

1876

Um das Auffinden von Häusern in der Stadt zu vereinfachen, wird das von der preußischen Regierung im Jahre 1825 angeordnete System der durchgängigen Nummerierungen der Häuser auf die Nummerierung der einzelnen Straßen umgestellt. Ein Grund war auch, das es durch den verstärkten Wohnungsbau wegen der fortlaufenden Zählung eine Hausnummer mehrfach gab und diese Häuser sodann mit Kleinbuchstaben unterschieden worden.

1877

Am 02. August verstirbt der bekannte Komponist Otto Claudius.

1879

An der Hochkante zum Saaletal zwischen dem Sperlingsholz und dem Birkenwäldchen wird die Holländer Mühle erbaut. Bauherr der Mühle ist Müllermeister Wilhelm Förster. Die Mühle weist als markantes Merkmal fünf Flügel für den Windantrieb auf, ist 25 Meter hoch und besteht aus 250.000 roten Backsteinen. Aufgrund der schlechten Windverhältnisse am Standort Flemminger Weg wurde der Antrieb in der Folgezeit auf Elektroantrieb umgestellt. Zur 950-Jahr-Feier der Stadt Naumburg ersetzte man die Flügel durch Attrappen, welche durch einen Elektromotor angetrieben wurden. Zum 31. Dezember 1991 wurde der Mühlenbetrieb beendet und das Bauwerk verfiel im Laufe der nächsten Jahre zusehens. Im Jahre 2011 erwarben Andrea Schmieder und Steffen Bauer die Mühle und bauten diese zu Wohnzwecken um.

1881

Am 17. Februar gründete sich der heutige Ortsverband des Deutschen Roten Kreuzes Naumburg-Nebra.
Auf dem Geländes des Gasthofes "Zum blauen Stern" wird durch Beauftragung von Reichsgräfin von Hofmannsegg ein neues Hotel mit einem Theater errichtet. (Reichskrone). In ihrem Testament vermachte sie das Gebäude und einen ansehnlichen Geldbetrag (fast 50.000 Mark) der Stadt.

1883

Nach längerer Bauzeit wurde im März an der Reichskrone (heute Theaterplatz) das Reichskronetheater feierlich eröffnet.

1886

Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Neidschütz.

1887

Durch Zahlung eine Betrages in Höhe von 102.085,87 Mark an die bisherigen Teilhaber Adolf Mahr und Franz Julius Hoeltz geht am 01. Juli die bisher privat betriebene Gasanstalt in der Weißenfelser Straße in städtisches Eigentum über.

1888

Bau der Hennenbrücke welche über die Saale führt.
Baubeginn für ein neues Postgebäude am Lindenring 12/24, als Ersatz für das Postgebäude in der Jakobsstraße.

1889

Am 17. Januar erfolgt die Verlegung des Postamtes aus dem alten Gebäude in der Jakobsstraße in das neue Gebäude am Lindenring 21 bis 24.
Im Februar wurde die Saalebrücke an der Henne fertiggestellt und sodann probeweise für den Verkehr freigegeben. Ab September konnte die Brücke auch offiziell genutzt werden. Bis 1927 kostete die Nutzung der Brücke für Fußgänger fünf Pfennige.

1890

Beginn für die Errichtung der Kanalisation zur Abwasserentsorgung in der Stadt.
Auf den Lindenring eröffnet Mützenmacher Louis Römbach ein Ladengeschäft für Herrenausstattung. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wird das Ladengeschäft an den heutigen Standort in der Herrenstraße verlegt. Das Ladengeschäft gehört zu den ätesten noch heute bestehenden Familienbetrieben in der Stadt.

1891

In der Herrenstraße wird die erste elektrische Straßenbeleuchtung der Stadt errichtet.
Im August erfolgte die Einführung des Fernsprechverkehrs in der Stadt Naumburg.
Am 14. Oktober wurde die spätere Konzertpianistin Anny Schäfer geboren.

1892

Feierlich eingeweiht wurde am 21. Juli am Moritzplatz ein Neubau eines Kindergartens. Dieser ersetzte eine zu klein gewordene Einrichtung am Salzberg in der Nähe des Hospitals. Der Neubau war erst durch zahlreiche Spenden ermöglicht worden.
Am 15.September des Jahres wird die erste Fahrt der Naumburger Dampfstraßenbahn durchgeführt. 1907 wird sie nach kurzer Stillegung als elektrische Bahn wiedereröffnet.

1893

Am 09. März eröffnet in der Wenzelsstraße 1 der "Leipziger Courier" eine Niederlassung seines privaten Postunternehmens. Die Postagentur war aufgrund des geringeren Portos zunächst ein großer Erfolg, musste jedoch aufgrund des Konkurses des Leipziger Couriers bereits wenige Monate (Oktober) später wieder geschlossen werden.

1895

Durch Erlaß werden die Naumburger verpflichtet sich an die zentrale Wasserversorgung anzuschließen.
Im Oktober wurde in Almrich nach gut einen Jahr Bauzeit die neue Saalebrücke feierlich eröffnet. Die Brücke bestand aus fünf Bögen und hatte eine Gesamtlänge von 162 Metern (150 Meter zwischen den Widerlagern). Obwohl die Brücke über Jahrhunderte stehen sollte, mußte im Jahr 2005 bereits der fünfte Nachfolgebau errichtet werden (die Anderen 1947, 1964, 1976).
Eine Volkszählung am 01. Dezember ergab für Naumburg 21.202 Einwohner. Dies sind 1.396 mehr als 1890. Die 21.2002 Einwohner teilen sich in 9.884 männliche und 11.318 weibliche Bürger auf.

1897

Nach dem Tod seiner Mutter verlässt Friedrich Nietzsche sein Wohnhaus im Weingarten und geht nach Weimar.
Gründung des Naumburger Männerchores.
Mit Bildern einer Russlandreise wurden erstmals Filmvorführungen mittels Kinematograph in Naumburg Reichskrone öffentlich dargeboten. Als Veranstaltungsort für die Vorführung nutzte man die im Jahre 1883 eröffnete Reichskrone.

1898

Am 02. November des Jahres wird die Georgenschule ihrer Bestimmung übergeben. Das aus Backsteinen bestehende Gebäude dient auch heute noch als Grundschule.

1899

Beschlossen hat die Stadtverordnetenversammlung im Februar eine neue Feuerlöschordnung. Nunmehr waren alle Männer zwischen dem 21. und 40. Lebensjahr zum Feuerlöschdienst verpflichtet. Befreit vom Dienst waren nur Staats- und Reichsbeamte, Geistliche, Lehrer, Ärzte, Apotheker, sowie aktive Militärs und Personen die zur Aufrechterhaltung eines Betriebes dringend benötigt worden. Des weiteren bestand die Möglichkeit sich durch ein Ablösegeld zwischen einer und zehn Mark freizukaufen. Die Löschbereitschaft wurde durch regelmäßige Übungen gewährleistet.
Den Ausbruch aus dem Gefängnis versuchten am 25. April zwei Gefangene, wobei sie sich mittels aus Säcken gedrehten Stricken in den Hof abseilten. Hier wurden sie jedoch von Aufsehern entdeckt und wieder in ihre Zeller verbracht.
Vom 15-17 Juni feierte der Thüringer Sängerbund sein 20. Bundesfest in Naumburg. An dem fest nahmen rund 100 Vereine mit über 3.500 Sängern teil. Konzerte gab es unter anderen auf der Vogelwiese, im Ratskeller, in der Reichskrone und im Schützenhaus.
Im August wurde in 623 Meter Tiefe am Halleschen Anger eine Solequelle entdeckt. Sie erhielt den Namen Landgraf. Eine Nutzung fand jedoch später nicht statt.
Am 10. August fielen die letzten Rüststangen am Neubau der Kadette in der Kösener Straße.
Im Oktober wurden die Kasernenbauten in der Weißenfelser Straße bezogen. Zu den Nutzern des Kasernenkomplexes zählte das Feldartillerie-Regiment Nr. 55 und 21.
Weiterhin wurde in diesen Jahr die Georgenschule Jahr feierlich eingeweiht.
Insgesamt schlossen 154 Paare in Naumburg den Bund dürs Leben. Neben 303 Jungen kamen in der Stadt 304 Mädchen zur Welt, allerdings verstarben auch 422 Menschen im Laufe des Jahres.